Pressemitteilung: Werbebildschirme am Hauptbahnhof: Kaum Beachtung und TKP von 120 Franken

Gestern Montag wurden von den SBB am Zürich Hauptbahnhof 13 neue Werbebildschirme in Betrieb genommen. SBB-Mediensprecher Daniele Pallecchi erklärte im Tages-Anzeiger: «Die Nachfrage der Werbewirtschaft nach Möglichkeiten, animierte Werbung zu schalten, war so gross, dass wir dieses Angebot eingeführt haben.» Das neue Produkt habe eine Entwicklungszeit von zwei Jahren beansprucht.

Heute Dienstag hat die IG Plakat | Raum | Gesellschaft Stichproben durchgeführt und 423 Passanten beobachtet, wie sie an zwei Werbebildschirmen vorbeigingen. 403 Passanten haben die Bildschirme keines Blickes gewürdigt. 16 Passanten haben sie kurz mit ihrem Blick gestreift. In ihren Gesichtern konnte kein Interesse abgelesen werden. 4 Passanten haben die Bildschirme 2 Sekunden oder länger betrachtet. Insgesamt hatten also 4,73 % der Passanten die Werbebildschirme überhaupt im Blickfeld; 0,95 % haben sie mit einem gewissen Mass an Aufmerksamkeit betrachtet.

Rechnet man mit 4,728% und 350 000 Passanten täglich, ergibt sich eine Bruttoreichweite von 16 548 Personen. Der Preis für einen 10-Sekunden-Spot auf allen 13 Bildschirmen pro Tag (Quelle: Tages-Anzeiger) beträgt 2000 Franken. Nimmt man an, dass mit einem 10-Sekunden-Spot auf allen Bildschirmen theoretisch alle 350 000 Passanten erreicht werden könnten, dann ergibt das einen historisch hohen Tausend-Kontakt-Preis (TKP, CPM) von CHF 120.86. Es ist anzunehmen, dass die Beachtung weiter sinkt, wenn das Medium sich etabliert hat.

Damit überzeugt das neue Werbemedium finanziell kaum. Über die Akzeptanz können noch keine Aussagen gemacht werden. Es ist anzunehmen, dass die Akzeptanz infolge Nichtbeachtung wie bei anderen OOH Medien relativ hoch ausfallen wird. Die Leserkommentare im Tages-Anzeiger sprechen jedoch eine andere Sprache. Von derzeit 15 Kommentatoren (einige negative Kommentare wurden seit der Publikation des Artikels wieder gelöscht), verteidigen lediglich 2 Personen das Vorgehen der SBB. Die anderen Reaktionen sprechen von visuellen Zumutungen, Frechheit, Schikanen und Vergraulen der Passagiere.