Zürich: Stadt verkauft Plakatgesellschaften den öffentlichen Raum — und bezahlt dafür

Die Stadt Zürich hat am 12. August 2013 einen dreimonatigen Pilotversuch mit zwei Videobildschirmen mit Werbung gestartet — am Bellevue und am Escher-Wyss-Platz. Lesen Sie die Pressemitteilung. Anschliessend will sie ab Januar einen Pilotversuch mit fünf Plakatdrehsäulen starten. Beides ist begleitet von Umfragen bei der Bevölkerung, wie die neue Werbeform ankommt. Allerdings bezahlen letztlich die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für diesen Ausverkauf des öffentlichen Raums:

Während der Testphase mit den Videobildschirmen verdient die Stadt nichts. Ausgehend von der Schätzung, dass die Stadt pro Bildschirm und Jahr CHF 25 000 einnehmen kann, verzichtet sie damit auf Einnahmen von CHF 12 500. Der Werbeplatz in diesem Zeitraum wird auf einen Marktpreis (also das, was die Plakatgesellschaften dafür verlangen können) von CHF 50 000 bis CHF 100 000 geschätzt.

Die Stadt bezahlt die Hälfte der Umfragekosten von CHF 14 000. Die andere Hälfte bezahlen die Plakatgesellschaften. Die Stadt macht allerdings keine Angaben zu den Personalkosten und weiteren Kosten, die den Steuerzahlenden aus diesem Pilotversuch erwachsen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Fragebogen noch nicht fertig.

Pro Plakatdrehsäule wird die Stadt CHF 14 000 aufwenden. Bei fünf Drehsäulen für den Testlauf sind das CHF 70 000. Es ist also unwahrscheinlich, dass diese Drehsäulen wieder abgebaut werden, wenn sie erst einmal stehen. Obwohl diese Investitionen bewilligt sind, hat die Stadt noch keine Ahnung, wie hoch die geschätzten Einnahmen für die Stadtkasse sein werden.

Die Stadt erhofft sich, dass dank diesen neuen Werbeformen unbefriedigende Plakatstellen abbauen kann. Allerdings weiss sie derzeit noch nicht, welche Plakatstellen und in welcher Anzahl und bis wann diese abgebaut werden sollen. Bei den Plakatstellen auf Privatgrund (rund drei Viertel der Flächen auf Stadtgrund), egal wie «unbefriedigend», hat die Stadt keine Handhabe und auch keinen Plan, wie sie diese in den Griff bekommen soll.

Wenn Sie dieses Vorgehen für befremdend halten, empfiehlt die IG PRG, dass Sie sich an Stadtrat André Odermatt (andre.odermatt@zuerich.ch), an das Hochbaudepartement oder an eine Gemeinderätin oder einen Gemeinderat Ihrer Wahl wenden.