Neue Studie zur Aussenwerbung in der Stadt Zürich

Stefanie Kägis Masterarbeit «Der Werberaum der Stadt Zürich: Eine Analyse der Akteure, Regeln und Macht» wurde heute online veröffentlicht. Die Studie wirft mehr Licht auf die Situation der Aussenwerbung in Zürich. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Transparenz über das Geschäft mit dem öffentlichen Werberaum und Fragen der Mitbestimmung der Bürgerinnen und Bürger.

Stefanie Kägi hat – gemäss den uns vorliegenden Informationen – erstmals in der über hundertjährigen Geschichte der Aussenwerbung sämtliche relevante Akteure der Aussenwerbung in Zürich befragt. In ausführlichen qualitativen Interviews hat sie die Vertreter der Plakatgesellschaften, der Stadt Zürich und der Zivilgesellschaft befragt, um festzustellen, in welcher Form das Publikum Mitspracherecht in der Gestaltung des öffentlichen Werberaums hat.

In Anlehnung an Otfried Jarren zeigt sich, dass das breite Publikum nicht Akteur und damit nicht strategisch handlungsfähig ist, sondern lediglich Rolleninhaber. Das mag ein Grund sein, weshalb es sich kaum über die Plakatwerbung in Zürich äussert. Weiter hat sich gezeigt, dass die Plakatgesellschaften nicht informiert sind, was die Anliegen der organisierten Zivilgesellschaft sind und welche Bedürfnisse das Publikum hat. Sie bemühen sich auch nicht um einen Dialog – genau so wie sich die Zivilgesellschaft nicht um einen Dialog mit den Plakatgesellschaften bemüht. Obwohl die Plakatgesellschaften argumentieren, dass Bürgerinnen und Bürger mündige Menschen sind, können sie es nicht akzeptieren, wenn sie sich in der Diskussion um den öffentlichen Raum einbringen.

Auch wenn die Stadt gemäss Stefanie Kägi heute mehr Handlungsraum hat als früher, sind ihr die Hände oft gebunden. Ist eine Plakatstelle auf Privatgrund einmal bewilligt, dann kann diese Bewilligung nicht mehr entzogen werden. Die Einnahmen für die Stadt bleiben aus, da die Bewilligungsgebühr so hoch ist wie der erforderliche Aufwand und die Stadt Zürich für die rund 75% privaten Werbeflächen keine Gebühren verlangen kann. Obwohl das neue Plakatierungskonzept in Kraft getreten ist, können Plakate, die die neuen Auflagen nicht erfüllen, nicht abgebaut werden. Neubewilligte Plakatstellen werden nicht öffentlich ausgeschrieben oder ausgesteckt und die Bevölkerung wird nicht informiert, welche Rekursmöglichkeiten sie hat.

Weitere wichtige Aspekte dieser Studie sind die Überlegungen zum Verantwortungsgefühl der Akteure, zur Monopol bzw. Duopolsituation zwischen APG und Clear Channel Plakanda und die Dynamiken zwischen den verschiedenen Plakatgesellschaften und anderen Akteuren. Besonders hervorzuheben ist ausserdem die übersichtliche Aufstellung aller relevanten Gesetze und Verordnungen.

Die IG Plakat | Raum | Gesellschaft hat die Studie nun auf www.plakat-raum-gesellschaft.ch publiziert. Sie ist überzeugt, dass die Masterarbeit Licht bringt in ein Thema, das öffentlich kaum beachtet wird, obwohl jede und jeder täglich an weit über hundert Werbeplakaten vorbeikommt. Die Studie dürfte gerade auch Journalistinnen und Journalisten, die über Plakatwerbung berichten, eine grosse Hilfe sein, um sich einen Überblick über geltende Gesetze und Vorschriften und die Akteure im öffentlichen Werberaum zu verschaffen.