Mit der kürzlich aufgeschalteten Website pro-plakat.ch verzerrt die Lobbyorganisation Aussenwerbung Schweiz die Wirklichkeit, wie es nur eine auf Propaganda getrimmte Maschine tun kann. Mitunterschrieben haben namhafte Verbände und Vertreter:innen aus der Wirtschaft sowie Kulturinstitutionen, die von Einschränkungen von kommerzieller Aussenwerbung nicht betroffen wären.
Eine grosse Anzahl von diesen Behauptungen hat die IG Plakat | Raum | Gesellschaft längst überprüft, relativiert oder als Lüge entlarvt. Einiges ist zusammenfassend im Beitrag «Fadenscheinige Argumente für Bildschirmwerbung in der Stadt» erklärt. Anderes auf unserer Website (u.a. hier, hier, hier, hier).
Aus aktuellem Anlass weisen wir nochmals auf die drei dümmsten Behauptungen von Aussenwerbung Schweiz hin:
Lüge: «Digitale Aussenwerbung hat den kleinsten CO2-Fussabdruck von allen Werbemitteln.«
Diese haltlose Behauptung stützt sich auf eine selbsternannte Studie (selbstredend nicht peer-reviewed), die der deutsche Branchenverband für digitale Aussenwerbung in Auftrag gegeben hat. Ausser diesen summarischen Behauptungen wurde kaum etwas veröffentlicht und ist deshalb nicht überprüfbar: keine Details, keine Rohdaten. Die IG PRG hat die beiden Energiebilanzen der Werbebildschirme in Zürich unter die Lupe genommen und u.a. in diesen Artikeln und Publikationen analysiert: Beitrag vom 14.03.25 und ein Büchlein vom März 2023.
Verzerrung/unhaltbare Behauptung: «KMU und Nichtregierungsorganisationen (NGO) machen mit 63 Prozent die Mehrheit der Plakatkunden aus»
Korrekt wäre: 63% der Kund:innen in der Aussenwerbung geben weniger als CHF 10’000 aus. Die obige Behauptung stützt sich auf eine PwC-Umfrage, die im Auftrag von Aussenwerbung Schweiz gemacht wurde, als der damalige CEO von Clear Channel und Vizepräsident von Aussenwerbung Schweiz das Stadtzürcher Parlament mit der frechen Behauptung angeschwindelt hat, dass 50% der Aussenwerbung für KMU sei. Weder hat die PwC-Umfrage erfasst, was effektiv als KMU gilt noch NGOs. In Tat und Wahrheit machen KMU nur etwa 3-5% der bezahlten Werbungen aus. Im digitalen Bereich dürfte das aber aufgrund von Bereinigungen wegen massivem Überhang (schätzungsweise wird nur ein Drittel der ausgestrahlten Spots überhaupt verkauft) eher im Bereich von 1-2% liegen. Gegen 90% der bezahlten Aussenwerbung wird von den grössten nationalen und internationalen Konzernen bestritten, während das lokale Gewerbe komplett untergeht.
Bullshit: «60 Prozent aus einem Franken Bruttoumsatz der Plakatbranche fliessen wieder an die Bevölkerung und die öffentliche Hand, den öffentlichen Verkehr und die Bevölkerung zurück.»
Auch diese Zahl geht auf die PwC-Umfrage zurück. Die Lobbyorganisation Aussenwerbung Schweiz zählt grosszügigerweise das Millionensalär ihres Präsidenten dazu und macht auch sonst allerlei Verrenkungen (siehe hier) Bei ehrlicher Betrachtung wären es maximal 20 Prozent. Doch die Wahrheit hat noch eine andere Seite: Wir als Konsument:innen bezahlen 100 Prozent der Werbung. Dann verdienen allerlei Leute, Unternehmen, Investmentgesellschaften und Grossaktionäre Geld. Und dann fliessen 20 Prozent wieder zurück. Alles andere ist Augenwischerei.